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Entwicklungspsychologie in der DDR - Bleibendes und Vergängliches.

Author(s) / Creator(s)

Kühn, Horst

Abstract / Description

Gegenstand ist die Entwicklungspsychologie des Kindes- und Jugendalters, wie sie sich unter den Bedingungen des zweigeteilten Deutschland in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und später in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) in der Zeit von 1945 bis etwa 1990 vollzogen hat. In einer sehr ausführlichen Darstellung, der eine gleichfalls sehr ausführliche Literaturliste beigefügt ist, werden u. a. behandelt: (1) Zu den Startbedingungen der Entwicklungspsychologie in der SBZ und zu Entwicklungsproblemen (Fehlen geeigneter Entwicklungspsychologen wegen Emigration oder Belastung aus der NS-Zeit; allgemeine Mangelsituation auf dem Bildungssektor; Dogmatismus der Stalin-Zeit; Auseinanderdriften der ost- und der westdeutschen Psychologie). (2) Anfänge einer eigenständigen Entwicklungspsychologie in der DDR (Fortschritte insbesondere nach der Entstalinisierung in der Sowjet-Union; Zunahme des Ost-West-Gegensatzes im Kalten Krieg; wichtige Publikationen in der DDR unter dem Einfluss der sowjetischen Psychologen S. L. Rubinstein und A. N. Leontjew; Ablösung der biologistischen Sichtweise der Entwicklung durch Betonung der gesellschaftlchen Determination). (3) Entwicklungspsychologie in der 70er Jahren (Zunahme empirischer Untersuchungen und Ausweitung auf neue Arbeitsgegenstände im Feld der Pädagogischen Psychologie). (4) Das Zentralinstitut für Jugendforschung (Gründung 1966; Konflikte zwischen dem Institut und Staat bzw. Partei wegen der Parteilinie nicht genehmen Untersuchungsergebnissen; Verbot bestimmter Untersuchungen und Veröffentlichungsverbot). (5) Neue Impulse für die Entwicklungspsychologie in den 80er Jahren (Längsschnittuntersuchungen und Umsetzung der dabei gewonnenen Erkenntnisse in der Pädagogik; Abkehr von einer universalistischen Betrachtungsweise der psychischen Entwicklung der Persönlichkeit zugunsten von Einzelfallbetrachtungen; weiterhin Konflikte mit der Staatsführung wegen "ungünstiger" empirischer Ergebnisse). (6) Pädagogische Psychologie zwischen Wissenschaft und Politik (Bewertung des Bleibenden nach dem Ende der DDR; Heranziehunvg westdeutscher Quellen für eine positive Bilanz des Bildungssystems der DDR). Abschließend wird konstatiert, dass eine kritische Sichtung der Erkenntnisse, welche die Entwicklungspsychologen in der DDR gewonnen haben, noch aussteht (möglicherweise wegen ideologischer Voreingenommenheit).

Persistent Identifier

Date of first publication

2005

Journal title

Geschichte der Psychologie - Nachrichtenblatt

Volume

22

Issue

44

Publisher

Lehrgebiet Psychologie sozialer Prozesse der FernUniversität Hagen

Publication status

publishedVersion

Review status

peerReviewed

Citation

  • Author(s) / Creator(s)
    Kühn, Horst
  • PsychArchives acquisition timestamp
    2017-06-14T08:16:43Z
  • Made available on
    2017-06-14T08:16:43Z
  • Date of first publication
    2005
  • Abstract / Description
    Gegenstand ist die Entwicklungspsychologie des Kindes- und Jugendalters, wie sie sich unter den Bedingungen des zweigeteilten Deutschland in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und später in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) in der Zeit von 1945 bis etwa 1990 vollzogen hat. In einer sehr ausführlichen Darstellung, der eine gleichfalls sehr ausführliche Literaturliste beigefügt ist, werden u. a. behandelt: (1) Zu den Startbedingungen der Entwicklungspsychologie in der SBZ und zu Entwicklungsproblemen (Fehlen geeigneter Entwicklungspsychologen wegen Emigration oder Belastung aus der NS-Zeit; allgemeine Mangelsituation auf dem Bildungssektor; Dogmatismus der Stalin-Zeit; Auseinanderdriften der ost- und der westdeutschen Psychologie). (2) Anfänge einer eigenständigen Entwicklungspsychologie in der DDR (Fortschritte insbesondere nach der Entstalinisierung in der Sowjet-Union; Zunahme des Ost-West-Gegensatzes im Kalten Krieg; wichtige Publikationen in der DDR unter dem Einfluss der sowjetischen Psychologen S. L. Rubinstein und A. N. Leontjew; Ablösung der biologistischen Sichtweise der Entwicklung durch Betonung der gesellschaftlchen Determination). (3) Entwicklungspsychologie in der 70er Jahren (Zunahme empirischer Untersuchungen und Ausweitung auf neue Arbeitsgegenstände im Feld der Pädagogischen Psychologie). (4) Das Zentralinstitut für Jugendforschung (Gründung 1966; Konflikte zwischen dem Institut und Staat bzw. Partei wegen der Parteilinie nicht genehmen Untersuchungsergebnissen; Verbot bestimmter Untersuchungen und Veröffentlichungsverbot). (5) Neue Impulse für die Entwicklungspsychologie in den 80er Jahren (Längsschnittuntersuchungen und Umsetzung der dabei gewonnenen Erkenntnisse in der Pädagogik; Abkehr von einer universalistischen Betrachtungsweise der psychischen Entwicklung der Persönlichkeit zugunsten von Einzelfallbetrachtungen; weiterhin Konflikte mit der Staatsführung wegen "ungünstiger" empirischer Ergebnisse). (6) Pädagogische Psychologie zwischen Wissenschaft und Politik (Bewertung des Bleibenden nach dem Ende der DDR; Heranziehunvg westdeutscher Quellen für eine positive Bilanz des Bildungssystems der DDR). Abschließend wird konstatiert, dass eine kritische Sichtung der Erkenntnisse, welche die Entwicklungspsychologen in der DDR gewonnen haben, noch aussteht (möglicherweise wegen ideologischer Voreingenommenheit).
    de_DE
  • Publication status
    publishedVersion
  • Review status
    peerReviewed
  • ISSN
    0177–252X
  • Persistent Identifier
    https://psycharchives.zpid.de/handle/20.500.12034/269
  • Persistent Identifier
    https://doi.org/10.23668/psycharchives.256
  • Language of content
    deu
  • Publisher
    Lehrgebiet Psychologie sozialer Prozesse der FernUniversität Hagen
    de_DE
  • Is part of series
    Geschichte der Psychologie – Nachrichtenblatt
  • Title
    Entwicklungspsychologie in der DDR - Bleibendes und Vergängliches.
  • DRO type
    article
  • Issue
    44
  • Journal title
    Geschichte der Psychologie - Nachrichtenblatt
  • Volume
    22
  • Visible tag(s)
    Version of Record