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„Mischlingskinder" in Nachkriegsdeutschland: Zum Verhältnis von Psychologie, Anthropologie und Gesellschaftspolitik nach 1945

Author(s) / Creator(s)

Campt, Tina
Grosse, Pascal

Abstract / Description

In den frühen fünfziger Jahren sah sich die bundesrepublikanische Gesellschaft mit einer neuen, ethisch definierten Minderheit mit deutscher Staatsbürgerschaft konfrontiert. Es handelte sich hierbei um etwa 5000 Kinder von schwarzen amerikanischen Soldaten und weißen deutschen Müttern, die nach 1945 geboren wurden. Im Verlauf der fünfziger Jahre wurden diese Kinder Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen aus den Bereichen der Sozialanthropologie und der Sozialpsychologie. Im Mittelpunkt stand die Auseinandersetzung mit den Konzeptionen von Rasse und Andersartigkeit als Definitionskriterien dieser neuen gesellschaftlichen Gruppe. Je zwei anthropologische und sozialpsyhcologische Studien aus der Zeit zwischen 1952 und 1960 werden aus psychologiegeschichtlicher Perspektive hinsichtlich ihrer Fragestellung und Methodik untersucht. Hierbei wird deutlich, dass sich die deutsche Nachkriegsanthropologie fast ausschließlich auf das biologistische Gesellschaftsmodell der Vorkriegszeit bezieht. Die sozialpädagogisch-sozialpsychologischen Studien zeigen hingegen einen variablen gedanklichen Ansatz und thematisieren teils die Kinder, teils die Gesellschaft, in der sie leben, als das Kernproblem ihrer sozialen Stellung. Die kritische Auseinandersetzung in diesen Studien wird in ihren historischen Kontext eingebettet, der in den anthropologischen Studien zur sogenannten Rassemischung von 1900 bis 1940 und in der breitangelegten internationalen Kampagne der UNESCO zu Beginn der fünfziger Jahre zur Neudefinition der Kategorie "Rasse" als Reaktion auf die nationalsozialistische Rassenpolitik seinen sinnfälligsten Ausdruck fand.

Persistent Identifier

Date of first publication

1994

Journal title

Psychologie und Geschichte

Volume

6

Issue

1/2

Publisher

Verlag C. W. Leske + Budrich GmbH

Publication status

publishedVersion

Review status

peerReviewed

Citation

  • Author(s) / Creator(s)
    Campt, Tina
  • Author(s) / Creator(s)
    Grosse, Pascal
  • PsychArchives acquisition timestamp
    2017-06-14T09:10:10Z
  • Made available on
    2017-06-14T09:10:10Z
  • Date of first publication
    1994
  • Abstract / Description
    In den frühen fünfziger Jahren sah sich die bundesrepublikanische Gesellschaft mit einer neuen, ethisch definierten Minderheit mit deutscher Staatsbürgerschaft konfrontiert. Es handelte sich hierbei um etwa 5000 Kinder von schwarzen amerikanischen Soldaten und weißen deutschen Müttern, die nach 1945 geboren wurden. Im Verlauf der fünfziger Jahre wurden diese Kinder Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen aus den Bereichen der Sozialanthropologie und der Sozialpsychologie. Im Mittelpunkt stand die Auseinandersetzung mit den Konzeptionen von Rasse und Andersartigkeit als Definitionskriterien dieser neuen gesellschaftlichen Gruppe. Je zwei anthropologische und sozialpsyhcologische Studien aus der Zeit zwischen 1952 und 1960 werden aus psychologiegeschichtlicher Perspektive hinsichtlich ihrer Fragestellung und Methodik untersucht. Hierbei wird deutlich, dass sich die deutsche Nachkriegsanthropologie fast ausschließlich auf das biologistische Gesellschaftsmodell der Vorkriegszeit bezieht. Die sozialpädagogisch-sozialpsychologischen Studien zeigen hingegen einen variablen gedanklichen Ansatz und thematisieren teils die Kinder, teils die Gesellschaft, in der sie leben, als das Kernproblem ihrer sozialen Stellung. Die kritische Auseinandersetzung in diesen Studien wird in ihren historischen Kontext eingebettet, der in den anthropologischen Studien zur sogenannten Rassemischung von 1900 bis 1940 und in der breitangelegten internationalen Kampagne der UNESCO zu Beginn der fünfziger Jahre zur Neudefinition der Kategorie "Rasse" als Reaktion auf die nationalsozialistische Rassenpolitik seinen sinnfälligsten Ausdruck fand.
    de_DE
  • Publication status
    publishedVersion
  • Review status
    peerReviewed
  • ISSN
    0935-0179
  • Persistent Identifier
    https://hdl.handle.net/20.500.12034/117
  • Persistent Identifier
    https://doi.org/10.23668/psycharchives.475
  • Language of content
    deu
  • Publisher
    Verlag C. W. Leske + Budrich GmbH
    de_DE
  • Is part of series
    Psychologie und Geschichte
  • Title
    „Mischlingskinder" in Nachkriegsdeutschland: Zum Verhältnis von Psychologie, Anthropologie und Gesellschaftspolitik nach 1945
  • DRO type
    article
  • DFK number from PSYNDEX
    0088971
  • Issue
    1/2
  • Journal title
    Psychologie und Geschichte
  • Volume
    6
  • Visible tag(s)
    Version of Record