Therapeutische Beziehung und therapeutische Praxis in der Gestalttheoretischen Psychotherapie. Praxeologie der GTP, Teil 3

Zusammenfassung: Der vorliegende Beitrag, der in drei Teilen erscheint, stellt sich zur Aufgabe, die Praxis der Gestalttheoretischen Psychotherapie in ihren Grundzügen darzustellen und zu begründen. Folgerichtig beginnt er mit der Frage, Teil welches übergeordneten Ganzen diese Praxis ist, wovon also Bedeutung und Wirkung dieser Praxis letztlich abhängt und bestimmt wird. Als dieses übergeordnete Ganze wird im Kontext von Psychotherapien das Beziehungsgeschehen zwischen Therapeutin und Klientin verstanden. Erst in diesem Kontext lassen sich angemessene Aussagen über die jeweils passenden thematischen Fokussierungen, über die geeigneten konkreten Begegnungs- und Kooperationsformen, über eine sinnvolle Wahl der Arbeitsmethoden und Vorgangsweisen, über Interventionen und Techniken in der Gestalttheoretischen Psychotherapie treffen. Der Darstellung und Begründung dieser konkreten Teilbereiche der gestalttheoretisch-psychotherapeutischen Praxis ist daher im ersten Teil dieses Beitrags vorangestellt, worin die Beziehungszentrierung der Gestalttheoretischen Psychotherapie konkret besteht und was sich daraus für die therapeutische Praxis ergibt.

Der erste Teil dieses Beitrags betonte, dass die Aufmerksamkeit der Therapeutin in der Gestalttheoretischen Psychotherapie vorrangig nicht darauf gerichtet sein sollte, was sie zu tun beabsichtigt, sondern darauf, was vor jeder Absicht und vor jedem willentlichen Tun tatsächlich ist und geschieht, sowohl auf Seiten der Klientin, als auch auf ihrer eigenen Seite und in der wechselseitigen Beziehung zwischen ihnen beiden. Dem folgte eine Begründung dafür, wieso in der Gestalttheoretischen Psychotherapie die Beziehungs-Zentrierung grundlegend für das gesamte Therapieverständnis und die therapeutische Praxis ist. Die drei Arten der Beziehungszentrierung in der therapeutischen Praxis wurden ausgeführt: Die erste besteht in der Fokussierung auf die Beziehungen der Klientin in ihrem mitmenschlichen Alltagsleben, die zweite in der Fokussierung auf die Klientin-Therapeutin-Beziehung in der Psychotherapie selbst, die dritte in der Fokussierung auf die Beziehung, die die Klientin zu sich selbst hat. Pendelbewegungen zwischen diesen drei Fokussierungen sind für die Praxis der Gestalttheoretischen Psychotherapie charakteristisch.Bevor wir uns im dritten Teil dieses Beitrags den konkreten Arbeitsweisen, Arbeitsmethoden und Arbeitsmitteln in der gestalttheoretisch-psychotherapeutischen Praxis zuwenden und schließlich der Frage, welche Interventionsformen und Techniken damit vereinbar sind, wollen wir in diesem zweiten Teil die grundlegenden Ideen zur Haltung der Therapeutin, zu den thematischen Fokussierungen in der Psychotherapie und zu den Begegnungs- und Kooperationsformen in der therapeutischen Beziehung formulieren.