Einfach wissenschaftlich schreiben? - Über den Einfluss von Einfachheit und Wissenschaftlichkeit auf das Vertrauen von Leser:innen und die Rolle ihrer subjektiven Wahrnehmung von Wissenschaftlichkeit
Author(s) / Creator(s)
Jonas, Mark
Rosman, Tom
Abstract / Description
Theoretischer Hintergrund: Forschung zu Wissenschaftsvertrauen berichtet den sogenannten “Easiness Effekt” (Scharrer et al., 2012, 2019) und den “Scientificness Effekt” (Bromme et al., 2015; Thomm & Bromme, 2012). Bei ersterem schätzen Leser:innen einen als zugänglich wahrgenommenen Text als vertrauenswürdiger ein und stimmen dessen Aussagen eher zu. Letzterer beschreibt einen ähnlichen Effekt, wenn Informationen in einem wissenschaftlichen Stil (z.B. mittels Referenzen, Methodenbeschreibungen und neutralem Ton) präsentiert werden. Es existiert allerdings wenig Forschung zur Interaktion der Effekte, zum Einfluss von Wissenschaftlichkeitsmerkmalen auf Autor:innen- und Textebene sowie zur Rolle subjektiver Wahrnehmung von Wissenschaftlichkeit durch Leser:innen für diese Prozesse.
Fragestellung: Mehrere Fragen werden diskutiert: 1. Lassen sich die genannten Effekte replizieren und zeigen Einfachheit und Wissenschaftlichkeit eine Interaktion mit Blick auf Vertrauen? 2. Führt eine hohe Wissenschaftlichkeit sowohl auf Autor:innen- als auch Textebene zu höherem Vertrauen? 3. Mediiert die subjektive Wahrnehmung von Wissenschaftlichkeit den “Scientificness Effect”?
Methode: Die erste Fragestellung wurde mit einer präregstrierten Online-Studie mit N = 1467 Proband:innen aus der deutschsprachigen Allgemeinbevölkerung untersucht. Dabei lasen Proband:innen vier Kurzzusammenfassungen psychologischer Forschung, die systematisch Einfachheit und Wissenschaftlichkeit variierten (hoch vs. niedrig). Nach jeder Zusammenfassung schätzten sie ihr Vertrauen in die Zusammenfassungen selbst (achtstufige Likert-Skala) sowie deren Autorinnen ein (METI, Hendriks et al., 2015). Die Auswertung erfolgte mittels Mixed Model Analysen in R. Für die weiteren Fragestellungen wird ab April/Mai 2023 eine zweite Online-Studie (N = 864) mit
einer vergleichbaren Stichprobe durchgeführt. In zwei Kurzzusammenfassungen wird
Wissenschaftlichkeit auf Autor:innenebene (akademischer Grad, Affiliation, Bedeutsamkeit der Forschung, Arbeitsweise) sowie Textebene (Referenzen, Methodenbeschreibungen, neutraler Ton) variiert. Für die Vertrauenseinschätzungen werden erneut die oben beschriebenen Maße genutzt, und es wird zunächst eine Pilotstudie durchgeführt. Die Auswertung erfolgt mittels Mediationsanalysen.
Ergebnisse: Die Auswertung der ersten Studie ergab einen signifikant positiven Einfluss von Wissenschaftlichkeit auf Vertrauen (β = .142 - .512, SE = .027 - .033, ps < .001, R² = .003 - .037), allerdings keinen Einfluss von Einfachheit (β = -.027 -.032, ps > .343) oder eine Interaktion der Effekte (β = -.009 - -.40, ps >. 285). Die Ergebnisse der zweiten Studie werden im Rahmen des Vortrags vorgestellt.
Implikationen für Theorie und Praxis: Die Ergebnisse der ersten Studie lassen, anknüpfend an bestehende Forschung (Tolochko et al., 2019), lediglich geringe Auswirkungen von syntaktischer Einfachheit auf Vertrauen vermuten. Die zweite Studie ermöglicht, die Rolle subjektiver Wahrnehmung von Leser:innen bezüglich Vertrauensurteilen differenzierter zu betrachten. Und schließlich ergeben sich praktische Implikationen für die Gestaltung wissenschaftlicher Texte (z.B. Nutzung von Referenzen und wertender Sprache).
Persistent Identifier
Date of first publication
2023-09-22
Is part of
19. Fachgruppentagung Pädagogische Psychologie (PAEPS 2023)
Publisher
PsychArchives
Citation
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2023_09_13_Präsentation_PAEPS_mj.pdfAdobe PDF - 1.32MBMD5: 0c649db883dc16fe2856d3ef586f71e2
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There are no other versions of this object.
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Author(s) / Creator(s)Jonas, Mark
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Author(s) / Creator(s)Rosman, Tom
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PsychArchives acquisition timestamp2023-09-22T13:19:23Z
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Made available on2023-09-22T13:19:23Z
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Date of first publication2023-09-22
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Abstract / DescriptionTheoretischer Hintergrund: Forschung zu Wissenschaftsvertrauen berichtet den sogenannten “Easiness Effekt” (Scharrer et al., 2012, 2019) und den “Scientificness Effekt” (Bromme et al., 2015; Thomm & Bromme, 2012). Bei ersterem schätzen Leser:innen einen als zugänglich wahrgenommenen Text als vertrauenswürdiger ein und stimmen dessen Aussagen eher zu. Letzterer beschreibt einen ähnlichen Effekt, wenn Informationen in einem wissenschaftlichen Stil (z.B. mittels Referenzen, Methodenbeschreibungen und neutralem Ton) präsentiert werden. Es existiert allerdings wenig Forschung zur Interaktion der Effekte, zum Einfluss von Wissenschaftlichkeitsmerkmalen auf Autor:innen- und Textebene sowie zur Rolle subjektiver Wahrnehmung von Wissenschaftlichkeit durch Leser:innen für diese Prozesse. Fragestellung: Mehrere Fragen werden diskutiert: 1. Lassen sich die genannten Effekte replizieren und zeigen Einfachheit und Wissenschaftlichkeit eine Interaktion mit Blick auf Vertrauen? 2. Führt eine hohe Wissenschaftlichkeit sowohl auf Autor:innen- als auch Textebene zu höherem Vertrauen? 3. Mediiert die subjektive Wahrnehmung von Wissenschaftlichkeit den “Scientificness Effect”? Methode: Die erste Fragestellung wurde mit einer präregstrierten Online-Studie mit N = 1467 Proband:innen aus der deutschsprachigen Allgemeinbevölkerung untersucht. Dabei lasen Proband:innen vier Kurzzusammenfassungen psychologischer Forschung, die systematisch Einfachheit und Wissenschaftlichkeit variierten (hoch vs. niedrig). Nach jeder Zusammenfassung schätzten sie ihr Vertrauen in die Zusammenfassungen selbst (achtstufige Likert-Skala) sowie deren Autorinnen ein (METI, Hendriks et al., 2015). Die Auswertung erfolgte mittels Mixed Model Analysen in R. Für die weiteren Fragestellungen wird ab April/Mai 2023 eine zweite Online-Studie (N = 864) mit einer vergleichbaren Stichprobe durchgeführt. In zwei Kurzzusammenfassungen wird Wissenschaftlichkeit auf Autor:innenebene (akademischer Grad, Affiliation, Bedeutsamkeit der Forschung, Arbeitsweise) sowie Textebene (Referenzen, Methodenbeschreibungen, neutraler Ton) variiert. Für die Vertrauenseinschätzungen werden erneut die oben beschriebenen Maße genutzt, und es wird zunächst eine Pilotstudie durchgeführt. Die Auswertung erfolgt mittels Mediationsanalysen. Ergebnisse: Die Auswertung der ersten Studie ergab einen signifikant positiven Einfluss von Wissenschaftlichkeit auf Vertrauen (β = .142 - .512, SE = .027 - .033, ps < .001, R² = .003 - .037), allerdings keinen Einfluss von Einfachheit (β = -.027 -.032, ps > .343) oder eine Interaktion der Effekte (β = -.009 - -.40, ps >. 285). Die Ergebnisse der zweiten Studie werden im Rahmen des Vortrags vorgestellt. Implikationen für Theorie und Praxis: Die Ergebnisse der ersten Studie lassen, anknüpfend an bestehende Forschung (Tolochko et al., 2019), lediglich geringe Auswirkungen von syntaktischer Einfachheit auf Vertrauen vermuten. Die zweite Studie ermöglicht, die Rolle subjektiver Wahrnehmung von Leser:innen bezüglich Vertrauensurteilen differenzierter zu betrachten. Und schließlich ergeben sich praktische Implikationen für die Gestaltung wissenschaftlicher Texte (z.B. Nutzung von Referenzen und wertender Sprache).de
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Publication statusunknown
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Review statusunknown
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Persistent Identifierhttps://hdl.handle.net/20.500.12034/8754
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Persistent Identifierhttps://doi.org/10.23668/psycharchives.13264
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Language of contentdeu
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Language of contenteng
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PublisherPsychArchives
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Is part of19. Fachgruppentagung Pädagogische Psychologie (PAEPS 2023)de
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Is related tohttps://doi.org/10.23668/psycharchives.13016
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Is related tohttps://doi.org/10.23668/psycharchives.12869
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Dewey Decimal Classification number(s)150
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TitleEinfach wissenschaftlich schreiben? - Über den Einfluss von Einfachheit und Wissenschaftlichkeit auf das Vertrauen von Leser:innen und die Rolle ihrer subjektiven Wahrnehmung von Wissenschaftlichkeitde
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DRO typeconferenceObject
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Leibniz institute name(s) / abbreviation(s)ZPID
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Leibniz subject classificationPsychologie