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Die Reise der Psychologin Barbara Burks ins Nazi-Deutschland 1936

Author(s) / Creator(s)

Geuter, Ulfried

Abstract / Description

Die US-amerikanische Psychologin Barbara Burks war von 1939 bis zu ihrem Tode 1943 Leiterin eines von der American Psychological Association (APA) gegründeten Komitees für vertriebene ausländische Psychologen ("Committee on Displaced Foreign Psychologists"). Da letztere vornehmlich Juden waren, kann gefragt werden, was eine nichtjüdische Psychologin wie Burks bewogen hat, diese Aufgabe zu übernehmen, wenn man von einem generellen Gerechtigkeitsgefühl einmal absieht. Aufschluss bietet möglicherweise ein Dokument aus den Archiven zur Geschichte der APA, in dem Burks Eindrücke über eine Reise nach Europa im Jahre 1936, darunter auch ins nationalsozialistische Deutschland, festhielt. Dies geschah in einem vertraulichen Bericht für einige wenige US-Kollegen mit der Bitte um Diskretion, um Kollegen in Deutschland nicht zu gefährden. Dieser Bericht wird für den Deutschlandteil im Original (mit einer Einführung durch U. Geuter) abgedruckt. Er offenbart, dass der Aufenthalt in Deutschland (Marburg, Leipzig und Berlin) ihr einen guten Einblick in die totalitären Machtstrukturen im Allltagsleben gewährte. Die Verarmung der Psychologie zeigte sich in den vorgefundenen Forschungsaktivitäten, die oft der wissenschaftlichen Kriterien entbehrten und NS-nah waren. In Marburg gab es Begegnungen mit E. Kretschmer und E. R. Jaensch, in Leipzig mit F. Krueger. In Berlin wurden verschiedene Institutionen besucht: u. a. Psychologisches Institut der Universität, Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie und menschliche Erblehre und Eugenik, Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung. Das letztgenannte ist das einzige, über das sich Burks hinsichtlich Ausstattung und Forschungsvorhaben lobend äußert. Der Wert des Burks-Papiers als historische Quelle dürfte in den atmosphärisch dichten Schilderungen zu sehen sein.

Persistent Identifier

Date of first publication

1987

Journal title

Geschichte der Psychologie - Nachrichtenblatt

Volume

4

Issue

10

Publisher

Lehrgebiet Psychologie sozialer Prozesse der FernUniversität Hagen

Publication status

publishedVersion

Review status

peerReviewed

Citation

  • Author(s) / Creator(s)
    Geuter, Ulfried
  • PsychArchives acquisition timestamp
    2017-06-14T08:16:51Z
  • Made available on
    2017-06-14T08:16:51Z
  • Date of first publication
    1987
  • Abstract / Description
    Die US-amerikanische Psychologin Barbara Burks war von 1939 bis zu ihrem Tode 1943 Leiterin eines von der American Psychological Association (APA) gegründeten Komitees für vertriebene ausländische Psychologen ("Committee on Displaced Foreign Psychologists"). Da letztere vornehmlich Juden waren, kann gefragt werden, was eine nichtjüdische Psychologin wie Burks bewogen hat, diese Aufgabe zu übernehmen, wenn man von einem generellen Gerechtigkeitsgefühl einmal absieht. Aufschluss bietet möglicherweise ein Dokument aus den Archiven zur Geschichte der APA, in dem Burks Eindrücke über eine Reise nach Europa im Jahre 1936, darunter auch ins nationalsozialistische Deutschland, festhielt. Dies geschah in einem vertraulichen Bericht für einige wenige US-Kollegen mit der Bitte um Diskretion, um Kollegen in Deutschland nicht zu gefährden. Dieser Bericht wird für den Deutschlandteil im Original (mit einer Einführung durch U. Geuter) abgedruckt. Er offenbart, dass der Aufenthalt in Deutschland (Marburg, Leipzig und Berlin) ihr einen guten Einblick in die totalitären Machtstrukturen im Allltagsleben gewährte. Die Verarmung der Psychologie zeigte sich in den vorgefundenen Forschungsaktivitäten, die oft der wissenschaftlichen Kriterien entbehrten und NS-nah waren. In Marburg gab es Begegnungen mit E. Kretschmer und E. R. Jaensch, in Leipzig mit F. Krueger. In Berlin wurden verschiedene Institutionen besucht: u. a. Psychologisches Institut der Universität, Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie und menschliche Erblehre und Eugenik, Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung. Das letztgenannte ist das einzige, über das sich Burks hinsichtlich Ausstattung und Forschungsvorhaben lobend äußert. Der Wert des Burks-Papiers als historische Quelle dürfte in den atmosphärisch dichten Schilderungen zu sehen sein.
    de_DE
  • Publication status
    publishedVersion
  • Review status
    peerReviewed
  • ISSN
    0177–252X
  • Persistent Identifier
    https://psycharchives.zpid.de/handle/20.500.12034/281
  • Persistent Identifier
    https://doi.org/10.23668/psycharchives.268
  • Language of content
    deu
  • Publisher
    Lehrgebiet Psychologie sozialer Prozesse der FernUniversität Hagen
    de_DE
  • Is part of series
    Geschichte der Psychologie – Nachrichtenblatt
  • Title
    Die Reise der Psychologin Barbara Burks ins Nazi-Deutschland 1936
  • DRO type
    article
  • Issue
    10
  • Journal title
    Geschichte der Psychologie - Nachrichtenblatt
  • Volume
    4
  • Visible tag(s)
    Version of Record