Angenehmheit und Interessantheit als Dimensionen ästhetischer Urteile über Musik: Eine empirische Gegenüberstellung.

Bewegende Kunstwerke sind zumeist gleichermaßen behaglich-angenehm und aufregend-interessant. Studien aus der neuen experimentellen Ästhetik sowie ästhetische Emotionstheorien legen nahe, dass auf Angenehmheit bzw. Interes­santheit basierende Urteile voneinander entkoppelt sind. Andererseits wurden in vielen Studien hohe Korrelationen zwischen diesen Urteilen gefunden. Der vorliegende Artikel unterbreitet die bisher noch nicht untersuchte Möglichkeit, dass Interessantheit eine Voraussetzung für Angenehrnheit darstellt. Zur Prüfung dieser These sowie einer allgemeinen Analyse der Beziehung zwischen Ange­nehmheit und Interessantheit wurde eine Fragebogenstudie mit Hörproben all­täglicher Musik durchgeführt. Die festgestellte Korrelation zwischen den beiden Urteilen ist höher als in anderen bekannten Studien (r=.87). Indes ergaben Regressions- und Pfadanalysen, dass (a) Interessantheit in erheblichem Maße Angenehrnheit vorhersagt, (b) beide Variablen unterschiedlich stark von dritten Beurteilungsdimensionen beeinflusst werden, und (c) der Zusammenhang zwi­schen Komplexität und Angenehrnheit nahezu vollständig über Interessantheit vermittelt wird.

Moving pieces of art often are both pleasant and interesting. Research from the new experimental aesthetics as well as aesthetic theories of emotion suggest that judgments about pleasantness and interestingness are decoupled. Yet, the cor­ relation between the two judgments has been found to be considerably high in many studies. The present article suggests a hitherto not addressed alternative by arguing that interestingness is required for pleasantness. An online survey using excerpts of everyday music was employed to test this hypothesis. The correlation between interestingness and pleasantness turned out to be higher than in previous studies (r=.87). Regression and path analyses revealed that (a) in­ terestingness significantly predicts pleasantness, (b) the two judgments are af­ fected by other music-related judgments to different degrees, and (c) the relation­ ship between complexity and pleasantness is almost completely mediated by interestingness.